Leben bei uns
Quartier am Kai
Die HafenCity ist eines der größten innerstädtischen
Bauprojekte Europas. Die Hamburger Baugenossenschaften tragen
wesentlich zu einer lebendigen Nachbarschaft, sozialer
Vielfalt und bezahlbarem Wohnraum im neuen Stadtteil bei.
Urbanes Wohnen an der Elbe
Am Strandkai bauen HANSA, Bergedorf-Bille und der BVE gemeinsam.
Genossenschaften
in der HafenCity
Neun Menschen warten an diesem Junitag auf der Promenade an der Osakaallee. Die Führung, die hier immer sonntags um 15 Uhr startet, heißt „Neue Horizonte“ – gemeinsam mit Guide Vincent Rozowski geht es über den Lohsepark in die östliche HafenCity, in das Quartier Baakenhafen und zur 15 Meter hohen Aussichtspyramide Himmelsberg. Zwei Stunden spaziert die Gruppe durch die Parks und Straßen des neuen Stadtteils, „der die Hamburger Innenstadt um 40 Prozent vergrößert, aber nicht kopiert“, wie Vincent es zusammenfasst. Auf dem Weg beantwortet der studierte Stadtplaner viele Fragen: Wer wohnt eigentlich in der HafenCity? Wie wird der Hochwasserschutz gewährleistet? Vincent berichtet von Schulhöfen auf Hochhausdächern, von 10,5 Kilometern frei zugänglicher Uferpromenade und von Bürgerbeteiligung, bei der auch Kinder mitreden dürfen. Am Ende der Tour blickt die Gruppe vom Baakenpark in Richtung des unvollendeten Elbtowers – und bekommt eine Idee, was hier in den kommenden Jahren noch alles entstehen wird. Das Digital Art Museum und ein Studierendenwohnheim sollen zum Beispiel im Quartier Elbbrücken ab 2025 eine Heimat finden, ebenso wie der siebenstöckige Sports-Dome. In der HafenCity ist der Aufbruch zu spüren, intelligente Brücken, neue Wohnformen, nachhaltige Architektur. Es ist ein junger Stadtteil. Der Anteil der Haushalte mit Kindern liegt mit 26,3 Prozent deutlich über dem Hamburger Durchschnitt von 18 Prozent. Die Geschichte von Europas größtem innerstädtischen Stadtentwicklungsprojekt am Wasser begann allerdings, lange bevor diese Kinder geboren wurden. Ab 1991 trieb der damalige Erste Bürgermeister Henning Voscherau – zunächst unter höchster Geheimhaltung – einen spektakulären Plan voran: Hamburg sollte auf dem Gelände des einstigen Stückguthafens zwischen Kehrwiederspitze und Elbbrücken einen neuen Stadtteil errichten. Diskret erwarb die Stadt Grundstücke, um Spekulation mit den Flächen zu verhindern. Am 7. Mai 1997 war es so weit. Im Übersee-Club stellte Henning Voscherau die „Vision HafenCity“ der Öffentlichkeit vor. Eine Fläche von rund 220 Fußballfeldern sollte „als hochwertiger innerstädtischer Stadtteil mit gemischter Wohn-, Arbeits-, Kultur- und Freizeit-nutzung“ entwickelt werden. Ihm zu Ehren heißt heute einer der schönsten Wasserplätze der HafenCity an der Mündung des Baakenhafens „Henning-Voscherau-Platz“.
Direkt am Lohsepark
Der Orgelbauer Kisselbach ist seit 2015 Gewerbemieter bei der Bergedorf-Bille.
Aus Elbsand aufgeschüttet
Die künstliche Halbinsel im einstigen Hafenbecken ist das grüne Zentrum an der Baakenallee.
Bei der Umsetzung lief es nicht sofort rund. Die Stadt überließ das Thema Wohnen zunächst weitgehend dem freien Markt, Grundstücke wurden im Bestpreisverfahren veräußert. „Zu wenig Grün, zu viel Lärm, insgesamt ein Reichenviertel“, fasste das Nachrichtenmagazin „Der Spiegel“ eine Studie des Zukunftsrats von 2010 zusammen. Es blieb nicht so. Die Hamburger Politik schwenkte um und engagierte sich auch in sozialer Hinsicht für ihr Vorzeigeprojekt. Bereits die schwarz-grüne Regierung unter Ole von Beust forcierte zum Ende ihrer Amtszeit den Wohnungsbau in Hamburg. Als die Sozialdemokraten 2011 übernahmen, verkündete der neue Bürgermeister Olaf Scholz das „Bündnis für das Wohnen“. Das hatte auch Auswirkungen auf die HafenCity. „Man kann von einem Paradigmenwechsel sprechen, den wir aktiv unterstützt haben“, sagt Henrike Thomsen, Sprecherin der HafenCity Hamburg GmbH. „Bereits 2010 wurde mit dem Bau geförderter Wohnungen begonnen. Seit 2011 sind mindestens ein Drittel aller neu entstehenden Wohnungen in der HafenCity im Rahmen des stadtweiten ‚Drittelmix‘ öffentlich gefördert.“ Grundsätzlich wird heute bei Verkauf und Verpachtung von Grundstücken das Konzept der Bauherren deutlich höher gewertet als der gebotene Preis: Richtschnur ist ein Verhältnis von 70 Prozent Konzept und 30 Prozent Preis.
Neues Zuhause Jolina Plep (Mitte) wohnt mit ihrer Familie bei der altoba – und genießt die Sportanlagen am Kirchenpauerkai.
„Den Hamburger Genossenschaften liegt das soziale Miteinander in der HafenCity sehr am Herzen.“
Ina Ordemann, Sprecherin der HANSA Baugenossenschaft
Grüne Zone mit Obstbäumen
Am 4,4 Hektar großen Lohsepark haben die altoba und die Bergedorf-Bille gebaut.
Ausflugsziel HafenCity?
Auf jeden Fall!
Elbphilharmonie Plaza
Schöner geht die Sonne nirgends unter! Auf 37 Metern Höhe bietet der Rundweg ums Gebäude einen einzigartigen Blick auf die Stadt und den Hafen
Lohsepark
Das locker geführte Wegenetz führt zu Spiel- und Sportanlagen und Picknickplätzen – zwischendurch begeistern Sichtachsen und unberührte Biotope. Berührend: die Gedenkstätte Hannoverscher Bahnhof.
Lichtshow
Am Wochenende und an Feiertagen erstrahlen zu jeder vollen Stunde zwölf Leuchtcontainer in der U4-Station HafenCity Universität in verschiedenen Farben zu klassischer Musik.
Smarte Rundgänge
Interessierte können sich über die Entwicklung der HafenCity umfassend im Kesselhaus informieren oder an einer kostenfreien Führung teilnehmen. Infos unter HafenCity.com/infocenter/kesselhaus
Genossenschaften gestalten mit
Dass die HafenCity nicht zu einem Stadtteil allein der hochpreisigen Eigentumswohnungen mit Elbblick geworden ist, sondern sich gleichzeitig zum Lebensmittelpunkt aller Einkommensgruppen und Generationen entwickelt hat, dazu haben die Hamburger Baugenossenschaften wesentlich beigetragen. Die erste in der HafenCity war die Baugenossenschaft Bergedorf-Bille: Am Kaiserkai entstanden 2006 die ersten 42 Wohnungen. Der Altonaer Spar- und Bauverein (altoba) und die Schiffszimmerer-Genossenschaft folgten bald – ein Experiment für alle. Wie würde sich die Nachfrage bei den Genossenschaftsmitgliedern in dem damals noch als steril geltenden Stadtteil entwickeln? Zudem ist die Topografie der HafenCity für Bauherren herausfordernd. Für den Hochwasserschutz muss nach dem Warftmodell gebaut und wegen des speziellen Baugrunds in Wassernähe vielerorts auf Pfahlgründung zurückgegriffen werden. Inzwischen setzen insgesamt acht Hamburger Baugenossenschaften in der HafenCity Projekte um: Auch Hamburger Wohnen, der Bauverein der Elbgemeinden (BVE), die HANSA Baugenossenschaft und die Baugenossenschaft Fluwog-Nordmark sorgen dafür, dass zentrales Wohnen in der Innenstadt bezahlbar ist – immer wieder auch gemeinsam.
Aus Elbsand aufgeschüttet
Die künstliche Halbinsel im einstigen Hafenbecken ist das grüne Zentrum an der Baakenallee.
Urbanes Dorf
Die Baugemeinschaft Amigo schafft unter dem Dach der Hamburger Wohnen ein sozial gemischtes Wohn- und Freizeitquartier.
„Die Entwicklung der HafenCity ist ohne die Hamburger Baugenossenschaften nicht denkbar.“
Dr. Matthias Borscheid, HafenCity Hamburg GmbH
„Die Grundstücke in der HafenCity sind in der Regel so groß, dass die Bebauung von einer einzelnen Genossenschaft nicht zu realisieren wäre. Zudem geben bereits die Ausschreibungen der Stadt häufig Konzepte vor, die nur von unterschiedlichen Bauherrenansätzen umgesetzt werden können“, sagt HANSA-Sprecherin Ina Ordemann. Die Baugenossenschaft schafft aktuell am Strandkai gemeinsam mit den Genossenschaften BVE und Bergedorf-Bille neuen Wohnraum. „Der Vorteil der gemeinschaftlichen Bebauung ist, dass wir als Baupartner das gleiche Ziel verfolgen: langfristige Bewirtschaftung in Verbindung mit bezahlbaren Mieten. Den Genossenschaften liegt zudem das soziale Miteinander sehr am Herzen. Wir fördern die Nachbarschaft und den aktiven Austausch, zum Beispiel mit Nachbarschaftstreffs oder Dachterrassen für gemeinschaftliches Urban Gardening.“
In der HafenCity sind bislang 930 genossenschaftliche Wohnungen entstanden. Das ist fast ein Viertel der etwa 4.000 Wohnungen, die bis 2024 in den zehn Quartieren gebaut worden sind.
„Nach der Fertigstellung des gesamten Stadtteils, wenn hier etwa 16.000 Menschen wohnen werden, wird der Anteil der genossenschaftlichen Wohnungen nicht mehr ganz so hoch sein, weil wir auch zahlreiche andere Modelle des innovativen sozialen Wohnens aktiv integrieren – zum Beispiel Baugemeinschaften oder Wohnen für Auszubildende, aber auch besondere Wohnangebote für Menschen mit chronischen Erkrankungen oder Handicaps. Dennoch gilt: Die Entwicklung der HafenCity ist ohne die Genossenschaften nicht denkbar“, sagt Dr. Matthias Borscheid, verantwortlich für soziale Stadtentwicklung und Partizipation bei der HafenCity Hamburg GmbH.
Thomas Jeche gehört zu den ersten genossenschaftlichen Gewerbemietern der HafenCity. Seit 2007 betreibt der Gastronom am Kaiserkai 27 in einem Gebäude der Schiffszimmerer-Genossenschaft seinen Laden „Feinkost HafenCity“. „Wir sind mit dem Stadtteil gewachsen: Am Anfang haben wir deftiges Essen für die Handwerker angeboten, später versorgten wir die ersten Mieter mit Obst, Gemüse, Milchprodukten und Brot. Heute sind wir vor allem ein beliebtes Bistro“, erzählt Thomas Jeche, der die unkomplizierte Unterstützung der Genossenschaft zu schätzen weiß. „Man fühlt sich nie alleingelassen.“
Der Orgelbauer Kisselbach hat sich 2015 entschieden, seine vierte Filiale in Deutschland in der HafenCity zu eröffnen. „Wir haben Kunden aus dem gesamten norddeutschen Raum und aus Skandinavien. Die HafenCity ist über die Stadtgrenzen bekannt. Zudem hat uns die verkehrsgüns-tige und zentrale Lage sehr angesprochen. Und bei der Baugenossenschaft Bergedorf-Bille hat das Gesamtpaket einfach gepasst“, sagt David Kisselbach. Dass auch große Familien in der HafenCity ein Zuhause finden, beweist wiederum die sechsköpfige Familie Plep, die im vergangenen Jahr eine Wohnung der altoba im Quartier Baakenhafen bezogen hat. „Wir hätten es nicht besser treffen können“, sagt Jolina Plep.
Von Anfang an dabei
Gastronom Thomas Jeche betreibt „Feinkost HafenCity“ seit 2007 am Kaiserkai 27, gebaut von der Schiffszimmerer–Genossenschaft.
Besonderer Blick
Von der Baakenallee über den Kirchenpauerkai hinüber zur Freihafenelbbrücke.
Soziales kommt nicht zu kurz
Im Baakenhafen entsteht besonders durch das Engagement der Hamburger Genossenschaften eine Konzeptvielfalt, die das Quartier zum Wohn- und Begegnungsort unterschiedlicher Alters- und Sozialgruppen macht. Drei Beispiele: Der Bauverein der Elbgemeinden (BVE) vermietet in den Baakendocks zusammen mit der Alsterdorf Assistenz Ost gGmbH 28 seiner Wohnungen an Menschen mit Unterstützungsbedarf. Oder der Verein Arche Nora e. V., der als Baugemeinschaft seine Heimat bei der altoba gefunden hat: „Uns macht aus, dass wir ein reines Frauenprojekt sind, das durch Gemeinschaft die sonst so häufige Vereinsamung von allein lebenden Frauen im Alter verhindern möchte“, erklärt die Vereinsvorständin Nicola Ströh. Unter dem Dach der Hamburger Wohnen hat die Baugemeinschaft Amigo ihr Projekt entwickelt – dazu gehört auch ein quartiersoffener Multifunktionsraum im Warftgeschoss (das sind die unteren, hochwassersicheren Räume der Gebäude in der HafenCity). Die Idee dahinter: Die Gemeinschaftsfläche soll das Miteinander über die Hausgemeinschaft hinaus stärken. „Die Genossenschaften und ihre Mitglieder fördern auf besondere Weise das nachbarschaftliche Miteinander und das reiche Vereinsleben in der HafenCity. Es sind Menschen, die Lust haben, das Umfeld mitzugestalten“, hat auch Partizipationsexperte Matthias Borscheid beobachtet.
Grasbrook: grüne 10-Minuten-
Stadt, umgeben von Wasser
Noch sieht man nur Renderings (fotorealistische Abbildungen) von Entwürfen des bekannten Architekturbüros Herzog & de Meuron und der Vogt Landschaftsarchitekten. Doch dort, wo im Mittelalter das Vieh weidete (Brook: feuchtes Marschgebiet) und ab dem 19. Jahrhundert Werften und Hafenbetriebe die Arbeit aufnahmen, wird bis zu den 2030er-Jahren ein ganz neuer Stadtteil entstehen. Gemeinsam mit der benachbarten Veddel soll der Grasbrook den „Sprung über die Elbe“ ermöglichen und die Elbinseln und die Stadtteile südlich der Elbe mit dem gesamten Stadtgebiet verbinden.
Der 47 Hektar große Stadtteil gegenüber der HafenCity wird aus zwei Quartieren bestehen, dem Moldauhafenquartier im Norden, wo der Großteil der geplanten 3.000 Wohnungen (frei finanzierter sowie geförderter Wohnungsbau, Baugemeinschaften und Baugenossenschaften) gebaut wird, und dem Hafentorquartier im Süden, das ausschließlich gewerblich ausgerichtet ist. Nachhaltig, lebendig und vielfältig: Der Grasbrook ist geplant als 10-Minuten-Stadtteil der kurzen Distanzen, in dem alles Wichtige über ein attraktives und grünes Wegenetz zu Fuß oder mit dem Fahrrad erreichbar ist. Mehr Infos: grasbrook.de