Was für ein Mitglied bist du?
Der genossenschaftliche Gedanke
In einer Genossenschaft zu wohnen bringt Sicherheit. Die Mitglieder können sich auf
„ihre“ Bergedorf-Bille verlassen und sind Teil einer großen Solidargemeinschaft.
Was hieß Mitglied sein früher und was kann es heute bedeuten?
Selbsthilfe und Selbstverantwortung, das sind die Säulen der mehr als 150 Jahre alten Unternehmensform Genossenschaft. Spricht man mit älteren Mitgliedern der Bergedorf-Bille darüber, ist oft von handfester Mitarbeit die Rede. Schnee schieben oder mal den Bürgersteig fegen, ein Fest organisieren und den Nachbarn helfen, das war für viele selbstverständlich. Viele der Älteren sind bis ins hohe Alter aktiv; Mitglieder wie die 78-jährige Irmgard Wendt zum Beispiel, die in der Sommerausgabe der „bei uns“ vorgestellt wurde.
„Eine Genossenschaft lebt vom Mitmachen“,
sagt Sabine Brahms, zuständig für Mitgliederbeteiligung und Quartiersentwicklung. „Das hat sich im Laufe der Zeit gewandelt. So gehört heute auch mal eine Diskussion mit dem Vorstand über ein Leitbild oder eine Satzungsänderung dazu.“ 700 Ideen haben Mitglieder allein zur Weiterentwicklung der Bergedorf-Bille eingebracht; genossenschaftliche Teilhabe, Vielfalt und Inklusion sowie Klimaschutz standen dabei im Fokus.
Engagement versus
Einzelinteressen
Trotz dieses großartigen Engagements, merkt Sabine Brahms an, gebe es auch Mitglieder, die ihre Einzelinteressen in den Vordergrund stellten und die Gemeinschaft wenig im Blick hätten.
„Verständlich, dass man zuerst an sich oder an seine Familie denkt, wenn zum Beispiel eine Modernisierung ansteht.
Sabine Brahms
Doch die Genossenschaft ist auf das Wir-Gefühl ihrer Mitglieder angewiesen. So erhöht die Bergedorf-Bille nach einer Modernisierung die Nutzungsentgelte, nicht auf die maximale gesetzlich mögliche Höhe, um diese bezahlbar zu halten. Sie ist aber im Gegenzug auch auf die Solidarität der Mitglieder angewiesen, die gesetzlich mögliche Mietminderung nicht auszuschöpfen.“ Ein anderes Beispiel sind Blühwiesen und Naturschutz in den Außenanlagen: „Viele Mitglieder wünschen sich mehr Blühwiesen und insektenfreundliche Pflanzen. Doch immer wieder beschweren sich einzelne über die zwischenzeitlich etwas wild wirkenden Flächen.“
Mehr als Wohnen –
was bedeutet das?
In Zukunft werden der Klimawandel und der notwendige Klimaschutz noch große Anstrengungen mit sich bringen.
„Da sind wir alle gefordert“, betont Sabine Brahms. Die Bergedorf-Bille wird weiterhin die Beteiligung ihrer Mitglieder an Entscheidungsprozessen und Zukunftsfragen stärken. „Doch das Engagement sollte auf Gegenseitigkeit beruhen. Die Genossenschaft bietet mehr als Wohnen. Das sollte auch für die Mitglieder gelten: Je nach Möglichkeit sollte man sich einbringen. Und hin und wieder etwas mehr tun als nur wohnen.“
Was das konkret für die Mitglieder bedeuten kann? „Nicht gleich den Hausmeister rufen, sondern auch mal Kleinigkeiten im Hausflur oder um das Haus herum selbst erledigen. Auf die Nachbarn achten, an das große Ganze denken und es bitte nicht gleich übel nehmen, wenn die Genossenschaft etwas plant, das den eigenen Alltag stört.“ Das, meint die Quartiersentwicklerin, sei auch angesichts des gesellschaftlichen Wandels eine Chance: „Mit Solidarität können wir eine Menge schaffen.“
Das Jahr 2025 wurde von der UNO als Jahr der Genossenschaften ausgerufen. Ein guter Anlass, sich zu fragen: „Was bedeutet mir Genossenschaft? Was für ein Mitglied bin ich eigentlich?“